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„Hast du Lust für einige Tage nach Serbien zu fahren, um gemeinsam mit anderen Volunteers aus der ganzen Welt Flüchtlingshilfe zu leisten?“

20.10.2016 - zeitzuhelfen.de

Nach einem Jahr ,,Wir schaffen das, und machen das" und aktiver Flüchtlingshilfe bis zur Erschöpfung am Hamburger Hauptbahnhof, ist es ruhiger geworden. In diesem Sommer haben sich viele mit der Flüchtlingskatastrophe in den anderen Ländern beschäftigt, mit Freunden darüber diskutiert oder sich selbst engagiert. Ich selbst habe mich in der letzten Zeit nur aus der Ferne mit der Thematik und den Zuständen auseinandergesetzt, immer mit dem latent schlechten Gewissen, mehr tun zu wollen, wie selbst ins Ausland zu fahren. Als ich gefragt wurde, ob ich mit nach Serbien möchte, um dort mit anderen Volunteers zu helfen, sagte ich zu und machte mich auf die Reise.

Das Team ,,Fresh Response"

In Ungarn angekommen, fuhren wir zu dritt täglich nach Serbien bei Subotica, in das Lager oder Team-Haus von ,,Fresh Response". Hier werden täglich hunderte frische Food-Buckets von den Volunteers gepackt, bevor sie an die Flüchtlinge verteilt werden. ,,Fresh Response" ist eine unabhängige Organisation von Freiwilligen in Subotica. Das Ziel ist: die unzureichende Lebensmittelversorgung (häufig geprägt von Instant Produkten) in den Flüchtlingslagern rund um die serbisch-ungarische Grenze mit frischen und nahrhaften Zutaten von lokalen Händlern zu ergänzen. Täglich wird frisches Obst, Gemüse, Öl und Gewürze an die Flüchtlinge zum Kochen verteilt. Das Team "Fresh Response" ist klein, aber dennoch sehr aktiv und seit Monaten voller Elan; von überall aus der Welt, Polen, Schweiz, England, Spanien, Italien und Deutschland kommen die Volunteers und arbeiten Wochen oder Monate zusammen. Das Team ist jung und miteinander sehr verwurzelt. Obwohl sich alle erst vor Ort kennenlernen und Englisch meistens nicht die Muttersprache ist, merkt man, wie sehr man sich vertraut und alle das selbe Ziel verfolgen. Es war wie zu Besuch bei der Familie bloß ohne Streit, aber genau soviel Liebe und mit den selben Höhen und Tiefen.

Problematische Zustände

Das Vertrauen untereinander ist in Serbien wichtig, da man von der örtlichen Polizei für einige Stunden in Gewahrsam genommen werden kann. Hierfür gibt es keine nachvollziehbaren Gründe: man will die Organisationen, Helfer/Volunteers und Flüchtlinge wohl nicht im Land haben. Es kann schon mal eine Verwarnung geben für unbefugtes Betreten auf Privatgelände/weg, Fotografieren, Kontakt zu Flüchtlingen an der Grenze; deshalb verteilt das Team Fresh Response immer vor den Camps und verhält sich unauffällig, um sich selbst und die Menschen nicht in Gefahr zu bringen. Misshandlung an Flüchtlingen ist ein offenes Geheimnis, dennoch sprechen wir öffentlich nicht darüber. Die serbischen Behörden haben nicht einmal genug Geld, um die grundlegenden Bedürfnisse wie Wasser und Nahrung zu erfüllen oder sie wollen es einfach nicht, sie sind auf Spenden, Organisationen/Freiwillige angewiesen.

Ein Tag unterwegs

Mittlerweile ist das ganze Fresh Response Team unterwegs, der Bulli voll mit Obst, Gemüse, Salz und Öl. Wir sind auf dem Weg ins erste Flüchtlingslager von insgesamt 3, das versteckt am Rande der Stadt liegt. Es ist das erste Mal, dass ich solchen Zuständen begegne und ich bin überfordert. Überfordert von der Trauer in den Augen der Menschen, überfordert davon, dass sie in der prallen Sonne liegen und sitzen und warten, überfordert von der Erschöpfung, die sie ausstrahlen, überfordert von diesem Nichts in dem die Menschen leben, aus Plastiktüten und Handtüchern gebaute Hütten. Ich merke, man kann nicht anders als zu helfen – wie könnte man wegschauen? In dem Moment, in dem ich mit dem Menschen spreche wird aus den Flüchtlingen aus Afghanistan, Syrien und Pakistan "Menschen", zu denen ich nun eine Beziehung habe und dessen weiteres Schicksal mich nicht loslässt. Der schönste Platz war in Kelebija direkt an der serbisch- ungarischen Grenze, hier hat eine Organisation einen kleinen Hotspot für die Menschen errichtet. Es gibt selbstgebaute Duschen, zwei überdachte Terrassen und einen kleinen Wohnwagen aus dem ein junger Mann aus München Tee ausschenkt, die Menschen ihre Handys aufladen können und freien Zugang zu WIFI haben. Bis in den späten Abend saßen wir alle gemeinsam, lachend, vertieft in Gespräche oder spielend mit den Kindern zusammen, in diesen Momenten waren wir alle gleich: ,,einfach nur Menschen"

 

Im Dezember werde ich, Layla aus Hamburg, wieder das Team ,,Fresh Response" besuchen.

Das Team plant derzeit einen eigenen Hotspot zu errichten, bevor es richtig kalt wird und noch mehr Menschen in Serbien über die Wintermonate stranden. Einen Ort, wo auch die Frauen sich mal zurückziehen können, einen Ort der tagsüber die Türen geöffnet hat und die Menschen für eine Weile zur Ruhe kommen lässt. Serbien ist nicht teuer, dennoch benötigt das Team stets Spenden und ist auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Ein Stück Land wurde zur Sicherheit und Gewährleistung einer Ausgabe von Fresh Response angemietet, um keine Probleme mit der Polizei zu bekommen, was aber nie eine Garantie ist.

Bitte spenden Sie und helfen Sie uns das Team Anfang Dezember, vor Ort zu unterstützen: ,,Wir", ein kleines Team aus vier Personen aus Hamburg, kennengelernt am Hamburger Hauptbahnhof, wollen am 05.12.16 nach Serbien fahren, um das Team vor Ort zu unterstützen. Dafür benötigen wir finanzielle Unterstützung um die An- & Abreise und Aufenthalt zu gewährleisten. Es ist fast unmöglich Spenden aus Deutschland über die serbische Grenze zu kriegen, deshalb wollen wir in Serbien Handschuhe, Mütze und Hygieneartikel auf einem Markt einkaufen. Im Fokus steht die Unterstützung des Teams ,,Fresh Response", welche wir mit einer netten Summe unter die Arme greifen wollen und die in den noch kommenden kalten Monaten helfen wird.

Unter Paypal spenden: https://www.paypal.me/Lopes43

Oder eine Mail an: jl.lopes2912@gmail.com

 

VIELEN DANK FÜR DEINE ZEIT, LAYLA!